Hassobjekt Coffee-to-go-Becher

(Foto: © by Diana Warkentin)

Mein Handy blinkt: „Lust auf ‘ne kurze Kaffeepause?“ Auf diese Nachricht habe ich bereits gewartet, um meine Aufgaben für eine Weile in der Unibibliothek zurückzulassen. Ein schneller Kaffee, Updates über das Leben ausgetauscht und schon geht es zurück in die grauen Gebäude der Universität. Während ich ins Café gehe und die Tasse gegen einen Euro Pfand austausche, gebraucht es meiner Freundin lediglich einer Armbewegung: der Wurf des Kaffeebechers in den nächstgelegenen Mülleimer. Ein Unterschied, der weniger gravierend wirkt, als er in den Auswirkungen tatsächlich ist.

Ich spule nochmal zurück zu der Bestellung. Die entscheidende Frage, die uns an der Theke beschäftigt, ist: Latte Macchiato, Cappuccino oder einfach nur schwarz? Doch sollte nicht die viel wichtigere Frage lauten: In der Tasse oder im Becher? Da wir bereits mit der ersten Frage überfordert sind, kann bei der zweiten schon mal ohne groß nachzudenken „im Becher“ genuschelt werden. Über die Folgen denkt dabei kaum jemand nach, unsere Sinne sind bereits benebelt von dem Kaffeeduft. Und die 10 Cent mehr tun nicht mal einem Studenten weh, also werden sie eben noch dazugelegt, für einen Einwegbecher macht das den Braten auch nicht mehr fett.

Die 10 Cent vielleicht nicht, der Coffee-to-go-Becher aber. Und genau da liegt das Problem. Wie auch bei den Plastiktüten bei H&M oder DM soll der Käufer durch die vor ungefähr einem Jahr eingeführten Aufpreise zum Nachdenken angeregt werden. Der kleine Geldbetrag schreckt tatsächlich erstaunlich viele Kunden vor einem Kauf der Plastiktüte ab – jedoch meist nur wegen des Geldes, nach dem Grund für die 10 Cent wird nicht immer gefragt. Bei den Pappbechern haben die 10 Cent nach meinen Beobachtungen noch nicht viel bewirkt hinsichtlich der Intention, von dem Becher abzuschrecken und den Griff zur Tasse zu bewirken. Der Aufpreis ist meist so schnell wieder vergessen, wie der Kaffee getrunken ist. Während die Deutsche Umwelthilfe in dem neuen Pfandsystem eine Chance auf Besserung sieht, frage ich mich, ob dieser geringe Geldbetrag den Kunden letztendlich von dem Kauf eines kleinen „Umweltmonsters“ abhält.

Jetzt mal Butter bei die Fische: Brauchen wir den Einwegbecher wirklich?

Der Kaffee für unterwegs ist eines der beliebtesten Genussmittel und damit ist der Coffee-to-go-Becher letztendlich nur ein Luxusgut. Allein in Deutschland werden stündlich 320.000 Kaffeebecher verbraucht. Und so schön und angenehm Luxusgüter auch sind, so vermeidbar sind sie dennoch. Genauso wie die Plastiktüte es ist, indem man seinen eigenen Jutebeutel zum Einkaufen mitnimmt und zudem dabei viel hipper als mit einer REWE-Tüte aussieht. Den Latte Macchiato bei Starbucks oder im Uni-Café aus dem Becher zu schlürfen, war jedoch nicht ursprünglich Sinn der Erfindung eines Einwegbechers.

Warum ich mich über die Pappbecher so auslasse? Die sind doch recycelbar, wo ist das Problem? Hier liegt das Problem – denn, was viele Menschen nicht wissen: Aufgrund ihrer Beschichtung können die Becher nicht recycelt werden, auch wenn sie dank der schicken Pappe so aussehen. Das bedeutet, dass weltweit für die Produktion der Einwegbecher jährlich 293 Millionen kWh benötigt, 5,7 Milliarden Liter Wasser verbraucht und 9,4 Millionen Bäume gefällt werden. Der SZ erzählte Tobias Quast von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dass in Deutschland im Jahr um die 2,8 Milliarden Kaffeebecher verbraucht werden – ja, hiermit sind nur Einwegbecher gemeint. Diese Becher ergeben wiederum rund 40 000 Tonnen Abfall, welche aneinandergereiht in einer Kette die Erde sieben Mal umrunden könnten. Und das alles für einen Kaffee, den man unterwegs oder auch nur im Innenhof der Uni innerhalb von 15 Minuten trinkt und der Becher dann im Müll landet – I mean, seriously? Ich werfe jetzt den allseits beliebten Satz ein: anderswo verdursten Menschen.

Jetzt haben wir den Salat – also was tun?

Tatsächlich gibt es für das Ganze eine Lösung: diese nennt sich Thermobecher oder auch Mehrwegbecher (hier eine tolle Variante in schönen Designs, die sich auch als Geschenk hervorragend macht). Eine Erfindung, die den Kaffeetrinker nicht an einen Ort bindet und gleichzeitig der Umwelt einen Gefallen tut. Bei diesem hippen Accessoire besteht nicht die Gefahr, dass man sich die Hände verbrennt, es ist zudem stabiler als ein Einwegbecher und der Kaffee oder die Chai Latte bleiben deutlich länger warm.

Das Konzept des Mehrweg-Kaffeebechers nehmen immer mehr Cafés, Universitäten und andere Einrichtungen auf, so auch die Aktion „Becherheld“ der Umwelthilfe. Diese umweltfreundlichen und langlebigen Kaffeebecher können gegen Pfand im Café ersteigert werden und lassen sich in dem nächstgelegenen kooperierenden Café gegen Pfandrückgabe wieder eintauschen. So gibt es beispielsweise an der Universität Konstanz den sogenannten „Keep Cup“, der für vier Euro Pfand auf unbestimmte Zeit ausgeliehen und im Campus Café aufgefüllt werden kann als Alternative zu dem Pappbecher. Und auch der Trend des Thermobechers nimmt zu, der selbst mitgebracht und im Café mit kleinem Preiserlass aufgefüllt werden kann.

Noch ist nicht Hopfen und Malz, äh Kaffeebohnen, verloren

Doch nur, weil ich Kaffeebecher hiermit zu meinem Hassobjekt erkläre, heißt das noch lange nicht, dass ich jemanden davon abhalten will, Kaffee zu trinken. Denn was wäre die Menschheit ohne Kaffee? Müde, grummelig, energielos… Vielmehr möchte ich euch darauf hinweisen, dass es genügend andere Möglichkeiten gibt, um nicht nur sich selbst und seinem Geldbeutel, sondern auch der guten alten „Mutter Erde“ und damit auch unseren Nachkommen einen kleinen Gefallen zu tun. Das Endprodukt ist dabei dasselbe: Am Ende des Kaufprozesses wirst du deinen Kaffee in der Hand halten, in welchem Behälter auch immer, und mit deinem Kaffeegrinsen die Welt zu einem besseren (und umweltfreundlicheren) Ort machen. Vielleicht überlegt ihr euch also in Zukunft vor der Bestellung, welche Auswirkungen ein solcher Einwegbecher hat und ob es wirklich nötig ist, das braune Gebräu im Becher zu genießen. Damit könnte Quasts Bezeichnung der Einweg-Kaffeebecher als „Symbol unserer Wegwerfgesellschaft“ nicht mehr lange aktuell sein müssen, denn der Trend geht wie auch bei den Stofftaschen immer mehr zu der umweltfreundlicheren Lösung des Mehrweg- oder Thermobechers.

 

Hannah

3 Gedanken zu “Hassobjekt Coffee-to-go-Becher

Hinterlasse einen Kommentar